Analoge Fotografie trifft klassischen Siebdruck

Sechs Fragen an Marvin Schäfer

Hallo Marvin, wie zeichnet sich dein gemischtes Handwerk aus?

Mit einer Fachkamera erstelle ich analoge Fotografien. Nach der Entwicklung werden diese in meinem Labor auf Siebdruckrahmen belichtet und im Anschluss in kleinen Serien gedruckt. Jeder Druck wird individualisiert, indem ich z. B. Acryl-Elemente setze, um die Aussage des Motivs hervorzuheben. Derzeit verkaufe ich meine Werke im Internet oder lokalen Läden. Der künstlerische Ansatz kombiniert mit dem Handwerk ist eine ganz besondere Art, um originale Einzelstücke zu fertigen, die ihre Botschaften manchmal vielleicht erst auf den zweiten oder dritten Blick erschließen und zum Nachdenken anregen.

Wie bist du auf die Idee gekommen? 

Als ausgebildeter Fotograf bin ich seit 2017 selbstständig und sowohl als Fotograf als auch als Fotoassistent unterwegs. Die Produktion feinpolierter Hochglanzfotos hat mir dabei nie das gleiche Gefühl gegeben wie das Erzeugen eines haptischen Produkts mit der 4×5-Kamera unter einem Dunkeltuch. Auf meiner Suche nach dem perfekten Medium, um eine Mischung aus vervielfältigten Fotografien und individuellen Kunstwerken zu schaffen, bin ich schließlich auf den Siebdruck und seine mannigfaltigen Möglichkeiten gestoßen.

Was ist das Besondere an deiner Arbeit und worauf legst du am meisten Wert?

Bei meiner Arbeit geht es um so viel mehr als Command + P zu drücken und Abzüge in der Hand zu halten. Siebdruck ist ein wunderschöner, handwerklicher Prozess, der sehr viel kreative Einflussnahme erlaubt, jedoch auch Muße und Präzision erfordert. Analoge Fotografie macht aus Zeitgründen wenig Sinn, jedes Motiv ist absolut einzigartig und benötigt einige Vorbereitung und Zuneigung bis das perfekte Foto erzeugt ist. Aber das Gefühl, eigene analoge Fotografien zu entwickeln und davon dann einen Siebdruck zu erstellen und mit Acryl zu individualisieren, ist pure Magie – denn aus Wirklichkeit und Handwerk werden Kunstwerke.

Was inspiriert dich?

Meine mächtigste Inspiration ist die Natur, ihr unaufhaltsamer Fortgang, ihre Launigkeit, ihre Unnachgiebigkeit und mit ihr im Zusammenspiel der Mensch, der weit über die Stadtgrenzen hinaus seine Spuren hinterlässt und selbst verlassene Orte oder Schattenplätze noch gestaltet. Das Zusammentreffen dieser Kräfte beeindruckt mich immer wieder, wenn ich in die Beobachterrolle schlüpfe und durch das das Objektiv meiner Kamera schaue. Daneben inspirieren mich Fotografen wie Alec Soth oder Gregory Halpern, die Geschichten ohne Worte erzählen.

Gibt es ein paar herausragende Meilensteine? 


Im vergangenen Jahr habe ich mir einen lange gehegten Traum erfüllt, indem ich mir einen Raum angemietet habe, der liebevoll Labor genannt wird. Dort fertige ich meine Siebdrucke an und spinne neue Ideen. Der Weg bis dort hin war recht arbeitsintensiv – um so stolzer bin ich diesen Ort zu haben.
Für mich war 2022 sehr ereignisreich, denn ich habe auch meinen ersten Druck verkauft. Es ist eine ganz große Bestätigung für die eigene Arbeit, wenn sich jemand entscheidet, sich deinen Druck in die Wohnung zu hängen und diesen dann jeden Tag zu betrachten.

Gibt es kommende Projekte oder Pläne, von denen du berichten möchtest?

Ich kann noch nicht mehr verraten, als dass ich im Moment an einigen Fotostrecken arbeite, die auch in Ausstellungen funktionieren. Außerdem habe ich vor, mit weiteren Techniken zu experimentieren.
In der lokalen kreativen Szene möchte ich mich noch mehr vernetzen und neue Leute kennenlernen. Gut vorstellen könnte ich mir zum Beispiel Kooperationen für kleine Auflagen oder Gruppenausstellungen.

Bildnachweis: Moritz Reich Photographie