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MEIN HOOD!

Stencil Art und Stickkunst

Sechs Fragen an Claudia Simon von MEIN HOOD!

Hallo Claudia, was genau verbirgt sich hinter deinem Label?

MEIN HOOD! ist ein junges und innovatives Künstlerlabel aus Magdeburg – außergewöhnliche Upcycling Art fernab vom »Schmuddelimage« mit dem Schwerpunkt auf moderner Stencil Art und Stickkunst.

Wie bist du auf die Idee gekommen? 

Tatsächlich trifft wohl das Zitat »What’s bad for your heart is good for your art« von Rachel Wolchin am besten auf meine Kunst zu. Denn eigentlich bin ich Kunst- und Deutschlehrerin. Allerdings kann ich diesen Beruf nach einer schweren Erkrankung in den Tropen nicht mehr ausüben. Mit einem Mal ging rein gar nichts mehr in meinem Leben. Selbst die einfachsten Dinge, wie Einkaufen gehen, bekam ich nicht mehr hin. Selbst meine Oma verfügte mit ihren 80 Jahren über mehr Energie als ich. Ein tiefer emotionaler Einbruch erfolgte. Aber dieser hatte auch etwas Gutes. Denn genau in dieser Zeit entdeckte ich das Sticken für mich. Früher hätte ich mir dafür wohl selbst einen Vogel gezeigt! Das Tolle am Sticken ist allerdings, dass es zu jeder Zeit an jedem Ort ohne großen Kraftaufwand möglich ist und tatsächlich etwas Meditatives an sich hat. Außerdem finde ich es total spannend zu sehen, wie ursprüngliche Zeichnungen durch das Stickgarn im wahrsten Sinne des Wortes fühlbar werden und eine völlig andere Wirkung bekommen. Stich für Stich fand ich so allmählich meine Lebensfreude wieder zurück. Und was zunächst eigentlich nur für mich gedacht war, gefiel auf einmal auch anderen. Und so entstand peu à peu mein kleines Label.

Was ist das Besondere an deinem Label?

Gemäß dem Motto »Aus alt mach neu und werde wieder neu« verwende ich überwiegend gebrauchte Materialien. So nutze ich für die Stickbilder hochwertige Tischdecken aus den 50ern, 60ern und 70ern und kombiniere sie mit modernen Stickmotiven. Während ich mit meinen Stickbildern eher einen Ruhepol in unserem hektischen und schnelllebigen Alltag schaffen möchte, dürfen meine Handcut Stencil den Menschen gern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Denn irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir viel zu wenig lachen.
Auch bei den Handcut Stenciln ist das Material gebraucht. Hier verwende ich altes Sporthallenparkett, welches ich zufällig vor einer Tischtennishalle in Magdeburg vorfand. Ich war sofort schockverliebt in dessen Abnutzungs- und Gebrauchsspuren. Mir ist es hierbei wichtig, dass meine Bildmotive stets im Kontext zum verwendeten Material stehen – wie zum Beispiel der Turnschuh, der in einen Kaugummi tritt. Damit möchte ich die Besonderheiten und die eigenen Geschichten, die die Materialien bereits mit sich bringen, noch stärker hervorheben – aus scheinbar Unscheinbares aufmerksam machen.
Jedes Werk ist ein absolutes Unikat, das auf Wunsch auch personalisiert werden kann.

Was inspiriert dich?

Tatsächlich spielt der Zufall bei mir eine große Rolle. Wie beim ausrangierten Sporthallenparkett, dass ich zufällig vor der Sporthalle vorfand. Oft weiß ich zunächst nicht, was ich damit anstellen werde. Ich muss die tollen Materialien erst einmal einfach nur haben. Meist kommen mir dann die besten Ideen im Traum. Ansonsten sind es eher die kleinen Dinge im Alltag – wie ein Kaffeefleck auf Omchens alter Tischdecke, der nicht mehr raus geht und die Tischdecke deshalb nicht mehr benutzt wird.

Gibt es ein paar herausragende Meilensteine? Welche Hürden und Herausforderungen hast du gemeistert?

Ein Meilenstein ist definitiv die Dauerausstellung von 5 Stickportraits im Futurium Berlin. Die Anfrage landete damals in meinem Spam-Ordner. Als ich sie vorfand, war kaum noch Zeit. Ich haderte mit mir, ob ich das wirklich alles schaffen würde. Zum Glück nahm ich den Auftrag und somit auch die Herausforderung an. Ich stickte wie eine Wahnsinnige. Und als ich dann 2019 die Portraits live im Futurium sah, realisierte ich erst einmal, was »gerade« geschehen ist.
Zu den gemeisterten Hürden gehört definitiv, dass mir die Kunst unheimlich dabei half, aus meinen schweren Depressionen herauszukommen. Sie gibt mir bis heute den Mut, dass auch ein Leben in einem gefühlten Schneckentempo möglich ist und dabei auch schön sein kann. Sie hilft mir sehr dabei, das chronische Fatigue Syndrom zu akzeptieren und schenkt mir neues Selbstvertrauen. Denn das hatte ich jahrelang überhaupt nicht mehr.

Gibt es kommende Projekte, von denen du schon berichten kannst?

Hm … durch Corona ist es momentan etwas schwieriger zu planen. Und tatsächlich entstehen bei mir die meisten Ideen auch recht spontan. 2020 hatte ich zum 1. Mal eine Online-Ausstellung in einer virtuellen Galerie auf die Beine gestellt. Mit der technischen Unterstützung einer Freundin gab es sogar eine große Online Vernissage Party mit Live Musik. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass Kunst auch im virtuellen Raum so gut wirken kann. Aber was mich noch mehr geflasht hatte, war die positive Resonanz des Publikums. Es herrschte so eine vertraute und offene Atmosphäre. Es wurden Fragen über Fragen gestellt und das Konzert wirkte tatsächlich wie ein kleines Wohnzimmerkonzert. Ich könnte mir gut vorstellen, ein Event dieser Art noch einmal durchzuführen.

Bildnachweis: Claudia Simon

Über MEIN HOOD!:

»Mit meiner Upcycling Art möchte ich gern den Menschen den täglichen Staub ihres Alltags von der Seele waschen und ihnen eine kleine Auszeit von ihrem stressigen Arbeitsalltag schenken. Außerdem möchte ich zeigen, dass moderne Upcycling Art auch ›schön‹ sein kann und nicht immer gleich mit ›Müll‹ oder dem sogenannten ›Schmuddelimage‹ in Verbindung gebracht werden muss. «

Gründer: Claudia Simon   
Gründung:
2016
Sitz: 
Sachsen-Anhalt

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